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Sinn

Ernährung: Lebensmittel sind mehr wert als ihr Preis

Fertiglebensmittel, zu viel Fleisch, zu viel Zucker: Deutschland ernährt sich nicht gesund. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen1 bringt zu viel auf die Waage, 6,9 Millionen Bürger*innen leiden an Typ-II-Diabetes.2 Ernährungsbedingte Krankheiten kosten jährlich 70 Milliarden Euro. Die Art der Lebensmittelproduktion schädigt nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unsere Natur.

In 2020 haben wir zusätzlich den Erwerb bzw. die Erschließung von 5.610 Hektar für die ökologische Landwirtschaft ermöglicht. Das entspricht der Größe von 94 durchschnittlichen Bauernhöfen in Deutschland. Im Bereich Naturkost haben wir 24.293 m2 zusätzliche Raumnutzfläche für die Herstellung und Verarbeitung köstlicher ökologischer Lebensmittel ermöglicht.

Erfahren Sie hier mehr über die Auswertung unserer Wirkindikatoren für das Zukunftsbild Ernährung für unser Geschäftsjahr 2020.

1 Statistisches Bundesamt - Zahl der Woche
2 Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2020

Kreditvolumen der Branche Ernährung im Jahr 2020:

314,878 Millionen Euro

(entspricht 7 Prozent vom Gesamt-Kreditvolumen der GLS Bank)

Wie wollen wir uns ernähren?

Der landwirtschaftliche Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln führt zu einem dramatischen Insektensterben, Verlust an Biodiversität, verunreinigtem Grundwasser und giftigen Rückständen in Lebensmitteln. Der Preis für diese ökologischen und sozialen Folgekosten der Landwirtschaft wird weltweit auf jährliche 4,42 Billionen Euro geschätzt.1

Durch Volksbegehren und die öffentliche Diskussion um die neue Düngemittelverordnung offenbarte sich im Jahr 2019 eine Vertrauenskrise zwischen deutschen Landwirt*innen und Verbraucher*innen. Landwirte fühlen sich allein für die Umweltprobleme in der Landwirtschaft verantwortlich gemacht, gleichzeitig arbeiten sie am Existenzminimum, weil sie dem Preis- und Qualitätsdruck nicht standhalten können. Im Schnitt erhalten Landwirt*innen von jedem Euro, der über die Ladentheke wandert, nur 20,8 Cent.2

Biologische Landwirtschaft gilt als Teil der Lösung. Eine Landwirtschaft mit artgerechter Tierhaltung, geschlossenen Stickstoffkreisläufen und innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen ist natur-, tier- und menschenverträglich. Die Bundesregierung will bis 2030 den Anteil biologisch bewirtschafteter Flächen auf 20 Prozent erhöhen. Heute sind erst 10 Prozent der Fläche ökologisch bewirtschaftet.

1 True Cost Accounting for Food, Farming & Finance (TCA-FFF) (Soil&More, EY 2017)
2 Erlösanteil der Landwirte (Thünen Institut für Marktanalyse Stand 2018)
3 Umweltbundesamt: Umwelt und Landwirtschaft (2021)

Die Bremse: Die europäische gemeinsame Agrarpolitik (GAP) bestimmt, welche Landwirtschaft sich lohnt. Immerhin stammten die Hälfte der jährlichen Gesamtgewinne landwirtschaftlicher Betriebe aus dem Jahr 2014/2015 aus EU-Direktzahlungen und anderen staatlichen Förderungen. Die Mittelvergabe ist nicht an ökologische Kriterien gebunden, was zählt ist allein die Fläche.

Die Agrarwende ist nur zu schaffen, wenn mehr „Bio“ gekauft wird: Zwar wuchs der Umsatz der Bio-Branche 2020 um 22 Prozent auf 11,97 Mrd. Euro an. Doch beträgt ihr Marktanteil 2020 nur 6,4 Prozent - das sind gerade einmal 0,6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Durch eine achtsame und wertschätzende Bewirtschaftung erzeugt die Landwirtschaft gesunde Nahrung, vermittelt Naturverbundenheit und Naturerlebnis. Sie gibt Lebensmitteln nicht nur einen Preis, sondern einen unschätzbaren Wert.

Audio-Inhalt: Interview mit Katrin Heuzard la Couture zur Branche Ernährung

Unser Zukunftsbild Ernährung

100 Prozent ökologische Landwirtschaft heißt 0 Prozent Massentierhaltung, Mineraldünger, Pestizide, Gentechnik in der Landwirtschaft und keine künstlichen Zusatz- und Konservierungsstoffe in der Lebensmittelverarbeitung. Je mehr Nahrungsmittel ökologisch und dezentral angebaut und in einem überschaubaren Umkreis verarbeitet und verkauft werden, umso mehr profitiert die Region. Nicht nur wirtschaftlich. Regionalität begünstigt gleichberechtigte, stabile Partnerschaften zwischen Land- und Lebensmittelwirtschaft. Verbraucher*innen haben Vertrauen in die gekauften Waren, weil sie wissen, wo sie herkommen. In diesem nachhaltigen „Klima“ gedeiht Kreativität und wächst die Lust, sich in immer neuen Konstellationen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und die Erhaltung der ökologischen Vielfalt einzusetzen.

Ob Biohof, verarbeitender Betrieb, Bioladen, Gastronomie, solidarische Landwirtschaft, Konsument*in – jede*r kann den eigenen Weg der Nachhaltigkeit gehen. Wir wollen eine Ernährungswende, die auf einem respekt- und maßvollen Umgang mit Natur, Tieren, Menschen und Lebensmitteln fußt.

Unser Zukunftsbild für die Branche Ernährung:

100 Prozent Bio

  • 100-prozentige Umstellung auf ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft
  • Dies umfasst die Erzeugung, Verarbeitung und den Handel von und mit landwirtschaftlichen Produkten gemäß den anerkannten Richtlinien der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft

Wirkindikatoren: Umsatzvolumen zertifiziert nach Anbauverbänden, zertifizierte Anbaufläche in ha, geplante Flächenausdehnung

Bewirkt:

53 Prozent der von uns finanzierten landwirtschaftlichen Betriebe planen in den nächsten 1-3 Jahren eine Ausdehnung ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche und tragen so zur ökologischen Ernährungswende bei.

Regionale Wertschöpfung

  • Stärkung dezentraler, regionaler Wertschöpfungsketten (regionale Anbau-, Verarbeitungs- und Handelsstrukturen)
  • Übernahme regionaler Verantwortung

Wirkindikatoren: Umsatzvolumen aus regionaler Vermarktung, Einkaufsvolumen aus der Region, Maßnahmen zur Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten, Herkunftskennzeichnungen inklusive Region und PLZ, Anteil regionaler Rohstoffe am Erzeugerprodukt

Bewirkt: 

61,4 Prozent der Unternehmen in unserer Branche Ernährung verstehen eine Entfernung von maximal 70 km als regional. Für lediglich 5,2 Prozent kann Regionalität auch eine Entfernung von über 280 km bedeuten.

Faire Partnerschaften

  • Durchsetzung von fairen, langfristigen Partnerschaften
  • Stärkung partnerschaftlicher Qualitäten wie Vertrauen, Transparenz und Solidarität

Wirkindikatoren: Abnahmegarantien, Maßnahmen zur freiwilligen Preiserhöhung durch Verbraucher, Anzahl Partner in regionalen Wertschöpfungsketten, Mitarbeit in Erzeugergemeinschaften, Maßnahmen zur Stärkung fairer Partnerschaften

Bewirkt: 

Aus Sicht unserer Firmenkundenbetreuer*innen pflegen 75 Prozent der Betriebe sehr gute oder hervorragende faire Partnerschaften. Das bedeutet für uns: faire Vertragsbedingungen, Transparenz, starkes Engagement zur Stärkung regionaler und/oder solidarischer Wirtschaftskreisläufe, multilaterale Partnerschaften und Verträge.

Innovation

  • sozial-ökologische Transformation von Rahmenbedingungen, Routinen und Abläufen durch innovative Maßnahmen, Ansätze und Ideen

Wirkindikatoren: Förderung ökologischer Saatgutzüchtungen, Förderung Flächenerwerb für ökologische Landwirtschaft, Förderung solidarischer Landwirtschaft, Förderung von Forschung und Entwicklung, Technologieentwicklung zur Reduktion des Rohstoffbedarfs oder der Reduktion von Lebensmittelabfällen

Bewirkt: Sozial-ökologische Transformation von Rahmenbedingungen, Routinen und Abläufen durch innovative Maßnahmen, Ansätze und Ideen. Übrigens: 91,1 Prozent unserer Kund*innen in der Branche Ernährung nutzen bereits Ökostrom.

Gesunde Ernährung

  • Förderung zukunftsweisender Ernährungs- und Konsumstile durch verbesserte Verbraucherbildung, Transparenz und das Angebot von Bildungs- und Erlebnismaßnahmen
  • Initiativen und Projekte zur Stärkung der Wahrnehmung und Verfügbarkeit ökologischer Landwirtschaft

Wirkindikatoren: Angebot von Erlebnismaßnahmen zu ökologischer Landwirtschaft, Maßnahmen zu gesunder Ernährung als ganzheitliche Betrachtung landwirtschaftlicher Prozesse, Maßnahmen zur Förderung gesunder Ernährung, Maßnahmen zur Verbraucherbildung

Bewirkt: 82 Prozent unserer Kund*innen im Bereich Ernährung nutzen gezielt Maßnahmen hinsichtlich Verbraucher*innenbildung zu Herkunft und Anbaumethoden, Erlebbarkeit der ökologischen Landwirtschaft sowie den Vorteilen der ökologischen Landwirtschaft im Verhältnis zu konventioneller Landwirtschaft.

Hinweis

Seit dem 1. Januar 2020 ist die Wirkungstransparenz im Kreditbereich der GLS Bank fest verankert. Im Jahr 2020 konnten wir bereits für über die Hälfte der Neukredite die sozial-ökologische Wirkung systematisch erfassen. Zugeschnitten auf das jeweilige Geschäftsmodell und die Branche, erfassen unsere Berater*innen gemeinsam mit den Firmenkund*innen die entsprechenden Wirkungsdaten. Dabei beruhen einige Wirkungs-Datenpunkte auf Schätzungen bzw. auf der Einschätzung der Firmenkundenberater*innen.