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Wirkungstransparenz

Wohnen

Mit dem Zukunftsbild für unsere Branche Wohnen beschreiben wir, wie wir durch unsere Finanzierungen die sozial-ökologische Bauwende unterstützen und welche Aspekte des guten Wohnens für Mensch und Mitwelt wir als wesentlich erachten. Dabei zählen für uns nicht nur der (Miet)Preis, sondern ebenso Qualitäten wie Mitsprache der Mieter*innen, Auswirkungen auf die Nachbarschaft und das soziale Miteinander sowie nachhaltige Baustoffe und klimaverträgliches Wohnen. Im Fokus unserer Finanzierungen stehen gemeinschaftliche Wohnprojekte jeglicher Rechtsform, die ein selbstbestimmtes (und oftmals selbstverwaltetes), generationenübergreifendes Wohnen ermöglichen. Daneben finanzieren wir private Baufinanzierungen (inklusive Baugruppen) sowie nachhaltige Wohnimmobilien.

In unserem Zukunftsbild unterstreichen wir die Wichtigkeit von Nachhaltigem Bauen: Für den Klimaschutz und für lebenswerte Städte braucht es neue Arten des Bauens – nicht mehr die konventionellen Bauten aus Beton und mit hohem Flächenverbrauch und grauem CO2-Fußabdruck – sondern natürliche, ökologische und innovative Baustoffe sowie Architektur- und Nutzungsformen, die eine möglichst geringe ökologische Schadschöpfung gewährleisten. Leider beobachten wir in der Baubranche in Deutschland genau das Gegenteil: Befeuert durch den anhaltenden Immobilienboom zementieren Kostendruck und die starke Nachfrage nach Neubauten eher die Nutzung konventioneller Baumethoden und Baustoffe. Durch nachhaltige Baumaßnahmen – etwa die Nutzung von ökologischen Baustoffen wie Holz und Lehm – sowie energieeffiziente bzw. sogar energieerzeugende Gebäude, können wir Immobilien als wirksamen Hebel zur Begrenzung des Klimawandels nutzen.

Einem zunehmenden Trend zu starker Homogenität im Stadtviertel wollen wir durch die Förderung der Sozialen Vielfalt entgegenwirken. Das gelingt besonders gut in gemeinschaftlichen Wohnprojekten, wie wir aus über 45 Jahren Erfahrung wissen. Wo Jung und Alt, Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Einkommen zusammen wohnen, lebt es sich besonders gut. Denn: Die Stadt gehört allen. Soziale Vielfalt erlaubt Austausch, Kreativität, Offenheit, Mitbestimmung. Die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Eine wachsende Zahl von Stadtbewohner*innen befürchtet, dass die derzeitige Wohnsituation eine wachsende Spaltung der Gesellschaft widerspiegelt. Mit dem Idealbild einer diversen Gesellschaft, Solidarität und sozialer Heterogenität hat die aktuelle Situation tatsächlich nur wenig gemein. Das Grundbedürfnis Wohnen darf kein Luxusgut werden. Deshalb machen wir uns stark für Bezahlbaren Wohnraum. Bei steigenden Mieten können sich viele Menschen ein Leben in ihrem vertrauten Kiez kaum noch leisten. Migrant*innen werden auf dem Wohnungsmarkt diskriminiert, Kulturschaffende, die ein Quartier attraktiv gemacht haben, ziehen auf der Suche nach Vielfalt, Kreativität und bezahlbarem Wohnraum weiter. Selbst Menschen mit mittleren Einkommen fällt es in beliebten Städten und Lagen immer schwerer, die monatliche Miete zu zahlen. Wir setzen uns ein für ein angemessenes Verhältnis zwischen Einkommen und Mietkosten und für eine bedarfsgerechte Wohnfläche.

Bei unseren Wohnprojekten achten wir außerdem auf ein faires Nutzungsrecht. Insbesondere in Zeiten von Corona ist es für Mieter*innen essenziell, Nutzungsrechte an der eigenen Wohnung zu haben, die über die gesetzlichen Regeln hinausgehen. Wohnen als Grundbedürfnis des Menschen benötigt einen besonderen Schutz und daher z.B. einen Kündigungsschutz, der mehr bietet als das gesetzliche Mindestmaß. Neben rechtlichen Aspekten wollen wir in unseren Projekten die Mitbestimmung der Menschen gezielt fördern und ermöglichen. Insbesondere bei großen Wohnungskonzernen können sich die Mieter*innen oft kaum in ausreichendem Maße in Entscheidungsprozesse (z.B. hinsichtlich Sanierung und Modernisierung der Immobilie) einbringen. Wir machen uns stark für die Einbindung aller wohnungspolitischen Akteure in den gesellschaftlichen Diskurs zu Belangen des Wohnens. Denn: Mieter*innen und Mitgesellschafter*innen kennen ihre (zukünftige) Immobilie und das Umfeld am besten. Deshalb muss ihr Wissen und ihre Meinung bei Bau oder Sanierung ebenso wie bei Miet- und Verwaltungsstrukturen einfließen, am besten vertraglich abgesichert.

Die sozial-ökologische Wohnungswende voranbringen und dabei selbstkritisch bleiben

Was haben wir als GLS Bank im Jahr 2020 gemeinsam mit unseren Firmenkund*innen konkret bewirkt? Wo sind wir bereits gut aufgestellt und bei welchen Themen bestehen noch Verbesserungspotentiale?

Erfreulich ist, dass wir allein durch unsere Kredite an Firmenkund*innen im letzten Jahr mehr als 1.650 neue Wohneinheiten ermöglichen konnten. Zur Einordnung dieses Ergebnisses lassen sich verschiedene Vergleichsgrößen heranziehen. Blicken wir zunächst auf den Wohnungsmarkt in Deutschland: Laut statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2020 insgesamt 306.376 Wohnungen fertiggestellt (Statistisches Bundesamt, 2021)1. Der Anteil der seitens der GLS Bank finanzierten Wohnungen beträgt damit 0,54 Prozent. Zu beachten ist hierbei, dass die GLS Bank neben den Krediten an Firmenkund*innen auch private Baufinanzierungen anbietet, wodurch der tatsächliche Anteil an den neuen Wohnungen in Deutschland höher ausfällt. Hinzu kommt, dass wir als GLS Bank schwerpunktmäßig gemeinschaftliche Wohnprojekte finanzieren. Deshalb empfiehlt sich eine weitere Einordnung: Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW, zu dem viele Wohnungsgenossenschaften sowie kommunale Wohnungsunternehmen gehören, gibt für das Jahr 2020 einen Zubau von 35.068 Wohnungen an (vorläufige Prognose) (GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., 2021)2. Auf Landesebene gibt der VdW Rheinland Westfalen, zum dem u.a. über 300 Genossenschaften gehören, für das Jahr 2019 einen Zubau von 3.708 Mietwohnungen in Nordrhein-Westfalen an (VdW Rheinland Westfalen, 2020)3, also etwas mehr als das Zweifache der von der GLS Bank im Jahr 2020 finanzierten Wohnprojekte. Als weitere Vergleichsgröße können die Mietshäuser Syndikat Projekte herangezogen werden. Bei dieser besonderen Form des gemeinschaftlichen Wohnens werden Immobilien dauerhaft aus dem Wohnungsmarkt herausgenommen und von den Mieter*innen genutzt. Insgesamt gibt es bereits 166 Mietshäuser Syndikat Projekte in Deutschland – Tendenz steigend (Mietshäuser Syndikat, 2021)4.

In den 1.650 finanzierten Wohneinheiten der GLS Bank sind vielfältige Projekte und Ansätze für gemeinschaftliches Wohnen enthalten, etwa der Neubau von Mehrgenerationenhäusern oder die Beteiligung am Neubau eines Stadtquartiers. Mit 885 Wohneinheiten stellen Genossenschaften etwas mehr als die Hälfte der zusätzlich geschaffenen Wohneinheiten bereit. Insgesamt leisten wir damit einen Beitrag zu gemeinschaftlichen und langfristig orientierten Eigentumsformen, bei denen die Mitglieder der Wohnprojekte umfangreich in Entscheidungsprozesse eingebunden sind.

Unser Fokus liegt auf der Finanzierung bezahlbaren Wohnraums. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass jeder Neubau, jede Sanierung und jede Nachverdichtung Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Nachbarschaft hat. Daher wollen wir noch besser verstehen, welche potenziell negativen Auswirkungen die von uns finanzierten Bauvorhaben auf die Umwelt haben und wo noch Potentiale bestehen, diese so weit wie möglich zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund gehört die Qualität Nachhaltiges Bauen zu unserem Zukunftsbild der Branche Wohnen. Nachfolgend betrachten wir unsere Wirkung auf diese Qualität im Detail.

Da jedes Bauvorhaben einzigartig ist, unterscheiden sich auch die genutzten Maßnahmen, um Aspekte des nachhaltigen Bauens einzubeziehen. Hinsichtlich der ökologischen Aspekte gehören hierzu bspw. der Einsatz regenerativer Energien (Photovoltaikanlage, Kleinwindkraftanlage, Solarthermie, Geothermie, Luftwärmepumpe o.ä.), die Steigerung der Energieeffizienz (z.B. stromsparende LEDs statt konventioneller Glühbirnen), Elektroladesäulen für Autos und/oder Fahrräder, die Verwendung von schadstoffarmen und ökologischen Baustoffen sowie Maßnahmen zur Reduzierung der Flächenversiegelung und des Flächenverbrauchs. Zu den sozialen Aspekten des nachhaltigen Bauens zählen u.a. Maßnahmen zum barrierefreien Zugang zum Gebäude und allen Ebenen (z.B. durch Fahrstühle, extrabreite Türen und Blindenführung), Gemeinschafts- und Rückzugsräume sowie angemessene Spiel- und Sportmöglichkeiten.

Sehr positiv ist, dass fast 83 Prozent der von uns im Jahr 2020 finanzierten Wohnprojekte explizit Maßnahmen zur Förderung von Klima- und Umweltschutz durch nachhaltiges Bauen nutzen. Knapp 17 Prozent nutzen noch keine gezielten Maßnahmen für nachhaltiges Bauen. Dies kann mehrere Ursachen haben. Bauen ist in Deutschland verhältnismäßig teuer und stark reguliert. Auch wenn sich beispielsweise eine Photovoltaikanlage auf dem Dach mittelfristig mehr als amortisiert, erhöht sich dadurch zunächst der Finanzierungsbedarf. Nicht jede Genossenschaft oder jedes freie Wohnprojekt hat dafür – insbesondere in Zeiten von rasant steigenden Grundstücks- und Immobilienpreisen – den finanziellen Spielraum. Auch das Baurecht lässt nicht immer nachhaltige Baumaßnahmen zu. So könnte die ökologische Dämmung und damit die Senkung des Energieverbrauchs am Denkmalschutz des Altbaus scheitern. Auch können nicht in jeden Altbau oder Bestandsbau ohne weiteres ein Fahrstuhl oder extrabreite Türen eingebaut werden. Und weil die Dachbegrünung laut den örtlichen bauordnungsrechtlichen Regelungen vielleicht nicht zu den anderen Dächern mit Ziegeln passt, müssen auch hier Abstriche gemacht werden. Steuerliche Aspekte können ebenfalls ein Hindernis auf dem Weg zu nachhaltigen Baumaßnahmen darstellen. So gestaltet sich beispielsweise die Mieterstromnutzung bei Genossenschaften und weiteren Rechtsformen für Wohnprojekte als steuerlich schwer umsetzbar. Hinzu kommt, dass das Wissen hinsichtlich nachhaltiger Baumaßnahmen noch nicht bei allen Bauprojekten und Gemeinden vorhanden ist, etwa im Hinblick auf ökologische Bau- und Dämmstoffe.

So vielfältig wie die Maßnahmen für nachhaltiges Bauen gestaltet sich auch die Spanne des Finanzierungsvolumens unserer Firmenkund*innen für nachhaltige Baumaßnahmen. Im Durchschnitt betrug der Anteil des Finanzierungsvolumens für nachhaltiges Bauen bei den von uns finanzierten Wohnprojekten 33,3 Prozent. Interessant ist dabei jedoch die durchschnittliche Verteilung der Finanzierungsvolumina: Fast 32 Prozent wenden null Prozent des Finanzierungsvolumens für nachhaltige Baumaßnahmen auf. 24 Prozent nutzen immerhin 25 bis 75 Prozent für nachhaltige Baumaßnahmen und 16 Prozent der Wohnprojekte verwenden das gesamte Finanzierungsvolumen für Aspekte des nachhaltigen Bauens. Festzuhalten bleibt, dass der Spagat zwischen bezahlbarem Wohnraum, der geschaffen werden soll, und nachhaltigen Baumaßnahmen, die die Wohn- und Lebensqualität steigern, nicht in allen Fällen aufgelöst werden kann. Einen ersten Schritt sehen wir darin, ebendiesen (vermeintlichen) Spagat so früh wie möglich in den Finanzierungsgesprächen anzusprechen und gute Lösungen für jedes individuelle Bauvorhaben zu finden. Diese Möglichkeit ergibt sich u.a. bei öffentlichen Grundstücksvergaben. In vielen Fällen sind die kommunalen Auflagen hinsichtlich ökologischer Baumaßnahmen vergleichsweise hoch. Gleichwohl können wir in der Planungsphase Ideen bzgl. Holzbau und Energiestandards in die Bauvorhaben einbringen. Durch neue Vergabebedingungen könnten sich hier in Zukunft noch weitere Chancen zur Stärkung von nachhaltigen Baumaßnahmen ergeben.

Anteil des Finanzierungsvolumens für nachhaltige Baumaßnahmen
bei Wohnprojekten im Jahr 2020

Ein wichtiger Teilaspekt der ökologischen Schadschöpfung von Wohnprojekten ist das Maß des Flächenverbrauchs (also die zusätzliche Inanspruchnahme von Boden für Siedlungsflächen, Verkehrswege und Flächen zur Erholung) und der Flächenversiegelung (die dauerhafte Versiegelung des Bodens, wodurch Niederschläge den Boden nicht mehr erreichen und damit letztlich die Funktionen des Bodens erheblich eingeschränkt werden). Laut Umweltbundesamt sind bereits 6,5 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands versiegelt (UBA, 2020)5. Was zunächst nach wenig klingt, bedeutet jedoch, dass wertvoller Boden und die damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen des Bodens dauerhaft substanziell beeinträchtigt werden. Hierzu gehören die Veränderung und Störung örtlicher und regionaler Wasserkreisläufe, eine verminderte Kühlungsleistung des Bodens sowie die Schädigung der Bodenfauna und damit der Bodenfruchtbarkeit (UBA, 2020)6. Hinzu kommt, dass eine Versiegelung des Bodens durch Beton, Asphalt oder Pflasterung nur sehr schwer – und meist nicht vollständig - rückgängig gemacht werden kann. Zwischen 1992 und 2018 hat laut Umweltbundesamt die Versiegelung des Bodens in Deutschland pro Jahr im Durchschnitt um 178 km2 zugenommen (UBA, 2020)7. Würde man eine ähnliche Größenordnung für das Jahr 2020 ansetzen, dann entspricht dies einer täglichen Zunahme der Versiegelung von wertvollem Boden um ca. 49 Hektar (oder umgerechnet etwa 69 Fußballfeldern).

Vor diesem Hintergrund fragen wir bei den von uns finanzierten Wohnprojekten nach, ob bereits aktiv Maßnahmen zur Reduzierung der Flächenversiegelung getroffen werden. Das Ergebnis: Im Jahr 2020 nutzten bereits 59,4 Prozent Maßnahmen, um die Flächenversiegelung zu verringern. Hierzu gehören u.a. Ansätze wie die Nutzung bestehender Flächen, Nachverdichtungen auf bereits versiegelten Flächen sowie der Ausbau von Gebäuden in die Höhe via Aufstockung oder Dachgeschossausbau. Dabei arbeitet die GLS Bank eng mit der Stiftung trias zusammen, die sich als gemeinnützige Stiftung gegen Bodenspekulationen und Bodenversiegelung und für gemeinschaftliche Wohnprojekte einsetzt.

Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch auch, dass bei über 40 Prozent der durch die GLS Bank finanzierten Wohnprojekte noch keine gezielten Maßnahmen genutzt werden, um der Flächenversiegelung entgegenzusteuern. Dieses Ergebnis ist noch nicht zufriedenstellend. In der Praxis scheitert es oftmals an fehlenden Alternativen und am generellen, harten Wettbewerb um nutzbare Grundstücke in der aktuellen Bauboom-Phase. Niederschwellige Ansätze wie etwa Dachbegrünungen wollen wir auch bei unseren Firmenkund*innen noch stärker anbringen und auf eine Verwirklichung hinarbeiten.

Als GLS Bank ist es uns bei unseren Finanzierungen in der Branche Wohnen wichtig, dass sozial-ökologische Aspekte nicht nur zu Beginn des Bauvorhabens eine Rolle spielen, sondern fester und dauerhafter Bestandteil des Wohnprojekts sind. Denn es gilt: Auch über die Bauphase hinaus, können und sollten sozial-ökologische Aspekte ausreichend berücksichtigt werden, etwa im Hinblick auf das Miteinander im Wohnprojekt und im Quartier, auf die Betriebsökologie des Gebäudes sowie bei möglichen Erweiterungen, Sanierungs- und Modernisierungsvorhaben – etwa die nachträgliche Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. Ein wesentlicher Hebel, um dies zu ermöglichen, besteht in der Ausgestaltung der Satzung unserer Wohnprojekte (insbesondere bei Genossenschaften und Vereinen).

Hier zeigen unsere Ergebnisse: Bei den im Jahr 2020 finanzierten Wohnprojekten sind bei 31 Prozent der Vorhaben ökologische Aspekte, die über das gesetzliche Mindestmaß hinaus gehen, explizit in der Satzung festgeschrieben. Bei 34,5 Prozent der Vorhaben sind soziale und ethische Aspekte, etwa im Hinblick auf den Umgang mit Mitarbeiter*innen, in der Satzung verankert. Lediglich bei 3,4 Prozent der Wohnprojekte, die über eine Satzung verfügen, sind weder soziale und ethische noch ökologische Aspekte in der Satzung festgeschrieben. Hierbei muss jedoch betont werden, dass die Satzungen und Wohnprojekte natürlich auch in diesem Fall alle geltenden rechtlichen Mindestanforderungen erfüllen müssen.

Verankerung ökologischer und/oder sozialer Aspekte in der Satzung 
der genossenschaftlichen Wohnprojekte im Jahr 2020

Neben den ökologischen Aspekten nachhaltiger Bau- und Wohnprojekte interessieren uns natürlich die sozialen und gesellschaftlichen Aspekte in der Branche Wohnen und wie die von uns finanzierten Wohnprojekte diese befördern. Deshalb verfügt unser Zukunftsbild über die Qualitäten Soziale Vielfalt und Nutzungsrecht. Nachfolgend erfahren Sie, wie wir konkret auf diese beiden Qualitäten einzahlen und wo wir noch Raum für Verbesserung sehen.

Wohnen wird zunehmend zu einer der zentralen Gerechtigkeitsfragen dieses Jahrhunderts. Durch unsere Erfahrung in der Branche Wohnen wissen wir: Es lebt sich oft dort am besten, wo Jung und Alt, Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Einkommen und Berufen, in einem bunten Kiez zusammenleben. Besonders geeignet sind hierfür gemeinschaftliche Wohnprojekte, die wir seit unserer Gründung mit unseren Finanzierungsangeboten ermöglichen. Umgekehrt setzen wir uns dafür ein, dem Trend zunehmender Gentrifizierung und Homogenisierung entgegenzuwirken. Unsere Ergebnisse zeigen: 84,9 Prozent unserer Kund*innen setzen auf generationsübergreifendes Wohnen, und fördern damit die Diversität im Kiez. Immer mehr Menschen in Deutschland sind entweder alleinstehend (22,8 Prozent) oder leben in Einzelhaushalten (42,3 Prozent) (Statistisches Bundesamt, 2020)8. Deshalb erachten wir es als wesentlich, dass die von uns finanzierten Wohnprojekte einen starken Fokus auf generationsübergreifendes Wohnen legen und so die Gemeinschaft stärken.

Außerdem fördern 92,9 Prozent der neu finanzierten Wohnprojekte aktiv die soziale Vielfalt im Quartier. Da passt es ins Bild, dass vieler unserer Kund*innen diese Leitidee bereits im Namen tragen. Schaut man sich unsere Kund*innen an, findet man immer wieder Begriffe wie gemeinsam/gemeinschaftlich, kooperativ, kollektiv, Nachbarschaft, selbst und wir.

Hinzu kommt, dass die von uns finanzierten Projekte aus dem Jahr 2020 zusammen mehr als 18.124 m2 Wohn- und Nutzflächen für Sonderwohnformen oder gemischte (gewerbliche) Nutzung freistellen. Das heißt die Bauvorhaben stellen neben den klassischen Wohnflächen auch Flächen für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten bereit: Dazu können bspw. Läden im Erdgeschoss gehören, Wohnungen, die speziell an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung angepasst sind oder spezielle Wohnungen für Senior*innen und/oder pflegebedürftige Bewohner*innen. Durchschnittlich verfügen unsere Wohnprojekte über je 312,5 m2 Wohn- und Nutzfläche für Sonderwohnformen und schaffen somit Platz zur Stärkung der sozio-kulturellen und sozio-ökonomischen Vielfalt im Quartier. Bezogen auf die gesamte Wohn- und Nutzfläche beträgt der Anteil der Fläche für Sonderwohnformen bei unseren Wohnprojekten 14 Prozent. Und wie sieht das in der Praxis aus? Unser Kunde Schloss Blumenthal ist gleichzeitig Wohnort, Hotel und Seminarhaus und bietet Raum für Kunst und Kultur sowie biologische Landwirtschaft. In der alten Samtweberei in Krefeld wurde durch die GLS Bank ein innovatives Ensemble aus bezahlbarem Wohnraum, kleinen und großen Büroflächen, Gemeinschaftsküche, offener Veranstaltungsraum, selbstorganisiertem Café sowie Gemeinschaftsgarten finanziert. In München schaffen die KunstWohnWerke einen Ort für Ateliers, Genossenschaftswohnungen, Gästewohnungen, Gemeinschaftsküche sowie einen Projektraum.

Neben der Sozialen Vielfalt erachten wir Gestaltung der Nutzungsrechte als wichtigen Baustein für gutes Wohnen. Darunter verstehen wir insbesondere die Stärkung der Rechter der Mieter*innen über das gesetzliche Maß hinaus, insbesondere hinsichtlich des Kündigungsschutzes. Insbesondere in Krisenzeiten – wie der aktuellen Corona-Pandemie – ist es wichtig, die Sicherheit zu haben, dauerhaft in der eigenen Mietwohnung leben zu können. Deshalb ermitteln wir, über wieviel Wohnfläche mit lebenslangen Miet- und Nutzungsrechten die von uns finanzierten Vorhaben verfügen. Das Ergebnis: Knapp 51 Prozent unserer Wohnprojekte weisen lebenslange Miet- und Nutzungsrechte auf. Übersetzt in Quadratmeter bedeutet dies: Auf 64.652 m2 können die Mieter*innen lebenslang wohnen.

Eng verbunden mit der Frage der Laufzeit der Mieten und des Kündigungsschutzes ist der Aspekt der Profitorientierung. Im Zuge der stark gestiegenen Nachfrage nach Wohnungen in den deutschen Ballungszentren ist das Geschäftsmodell mit Mietwohnungen für viele Konzerne zunehmend lukrativ geworden. Allein die Deutsche Wohnen, eines der größten Immobilienunternehmen in Deutschland, verzeichnet (trotz Corona-Krise) einen Gewinn vor Steuern von rund 2,2 Mrd. Euro im Jahr 2020 (Deutsche Wohnen, 2021)9. Mit ihren monatlichen Zahlungen tragen die Mieter*innen zu ebendiesem Gewinn bei.

Und wie steht es um die Wohnprojekte der GLS Bank?

66,7 Prozent der von uns vergebenen Kredite in der Branche Wohnen sehen einen expliziten Verzicht auf profitorientiertes Wirtschaften in der Satzung vor. Knapp ein Drittel kann Überschüsse aus dem Bau, Verkauf bzw. der Vermietung von Wohneinheiten erwirtschaften. Dabei geht es jedoch nicht um exzessive Gewinne und die Ausschüttung von hohen Dividenden an die Aktionär*innen. Für unsere Kund*innen steht die „schwarze Null“ bei den Wohnvorhaben im Vordergrund. Der Fokus liegt auf der Schaffung von und Selbstversorgung mit bezahlbarem Wohnraum. Aus Erfahrung wissen wir: Projekte, die wir schon länger begleiten, nutzen stille Reserven und mögliche Überschüsse, um wieder neue Wohnprojekte anzuschieben. Freiwerdende Liquidität wird so in neuen Wohnraum reinvestiert.

Zukunft denken, verstehen und stärken

Gemeinsam mit unseren Kund*innen realisieren wir gemeinschaftliche Wohnprojekte, die lebenswerten und bezahlbaren Wohnraum schaffen und dabei die ökologischen Auswirkungen im Blick behalten und minimieren. Zukünftig wollen wir noch besser verstehen, wie wir unsere Kund*innen dabei unterstützen können, den ökologischen Fußabdruck der Wohnprojekte vor, während und nach dem Bau weiter zu reduzieren, etwa im Hinblick auf die Versiegelung des Bodens und die CO2-Intensität des Gebäudes. Damit wir in Zukunft noch besser auf unsere Qualitäten nachhaltiges Bauen, soziale Vielfalt, bezahlbarer Wohnraum, Nutzungsrecht und Mitbestimmung einzahlen.

Wussten Sie schon?

Im Jahr 2020 haben wir gemeinsam mit unseren Firmenkund*innen mehr als 118.683 m2 zusätzlichen Wohnraum ermöglicht. Das entspricht mehr als 16 Mal der Fläche des Kölner Doms. Mit jedem dieser Quadratmeter tragen wir aktiv zu Schaffung von bezahlbarem Wohnraum mit hoher Wohn- und Lebensqualität bei.

Unser Kreditvolumen für die Branche Wohnen beläuft sich insgesamt auf 1,125 Mrd. Euro (Stand 31.12.2020). Zum Vergleich: Die deutsche Bundesregierung hat im Haushalt 2020 bis zu eine Milliarde Euro für den sozialen Wohnungsbau vorgesehen (BMI, 2020)10.

Die durchschnittliche Nettokaltmiete der von uns im Jahr 2020 finanzierten Wohnprojekte beträgt 7,8 Euro je Quadratmeter. In München – einer der teuersten Städte Deutschlands – kostet der Quadratmeter laut anerkanntem Mietspiegel 12,05 Euro (Landeshauptstadt München, 2020)11. Auf freien Immobilienportalen wird sogar ein Mietspiegel von knapp 23 Euro/m2 für München veranschlagt (Wohnungsboerse.net, 2021)12.

Neben den von uns finanzierten Wohnprojekten ermöglichen wir natürlich auch private Baufinanzierungen.

Hinweis

Seit dem 1. Januar 2020 ist die Wirkungstransparenz im Kreditbereich der GLS Bank fest verankert. Im Jahr 2020 konnten wir bereits für über die Hälfte der Neukredite die sozial-ökologische Wirkung systematisch erfassen. Zugeschnitten auf das jeweilige Geschäftsmodell und die Branche, erfassen unsere Berater*innen gemeinsam mit den Firmenkund*innen die entsprechenden Wirkungsdaten. Dabei beruhen einige Wirkungs-Datenpunkte auf Schätzungen bzw. auf der Einschätzung der Firmenkundenberater*innen.

1 Quelle: Statistisches Bundesamt (2021): 31121-0001 Baufertigstellungen im Hochbau: Deutschland, Jahre, Bautätigkeiten, Gebäudeart/Bauherr. Online verfügbar unter https://www-genesis.destatis.de
2 Quelle: GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. 2021: Fertig gestellte Wohnungen 2001 – 2020; https://www.gdw.de/downloads/infografiken/
3 Quelle: VdW Rheinland Westfalen: Jahresbericht 2019/2020; https://www.vdw-rw.de/fileadmin/VdW-RW/Presse/Publikationen/Jahresberichte/VdW-2020-013_Jahresbericht-2019-2020.pdf
4 Quelle: Mietshäuser Syndikat; https://www.syndikat.org/de/unternehmensverbund/
5 Quelle: Umweltbundesamt, Bodenversiegelung; https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oekosysteme/boden/bodenversiegelung#was-ist-bodenversiegelung (Abgerufen: 07.06.2021)
6 Quelle: Ebd.
7 Quelle: Ebd.

8 Quelle: Statistisches Bundesamt (2020): Mikrozensus 2019. Zitiert aus: BPB (23.03.2021): Haushalte nach Zahl der Personen. Online verfügbar unter https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61587/haushalte-nach-zahl-der-personen.
9 Quelle: Deutsche Wohnen, Geschäftsbericht 2020; https://ir.deutsche-wohnen.com/websites/dewohnen/German/3210/geschaeftsberichte.html
10 Quelle: Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat; https://www.bmi.bund.de/DE/themen/bauen-wohnen/stadt-wohnen/wohnraumfoerderung/soziale-wohnraumfoerderung/soziale-wohnraumfoerderung-node.html
11 Quelle: Landeshauptstadt München: muenchen.de; https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Sozialreferat/Wohnungsamt/Mietspiegel/Info_Mietspiegel.html
12 Quelle: Wohnungsboerse; https://www.wohnungsboerse.net/mietspiegel-Muenchen/2091