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Sinn

Bildungserfolg & kulturelle Vielfalt – Zwischen sozialer Herkunft und Selbstbestimmung

Selbstbestimmung und Urteilsfähigkeit sind die Grundlage demokratischer Systeme. Mündige Bürger*innen gestalten die Zivilgesellschaft, fordern die Politik heraus, denken neue Wege und setzen Lösungen gleich selbst um. Die Förderung dieser Mündigkeit muss das Ziel jedweder Bildungsform und -reform sein.

In 2020 haben wir mehr als 3.729 zusätzliche Schul- und Kindergartenplätze ermöglicht – davon 2.791 Schulplätze und 938 Kindergartenplätze. Im Bereich Schulen und Kindergärten haben wir 42.821,6 m2 zusätzliche Raumnutzfläche finanziert (das entspricht ca. 107 Turnhallen). Also Räume der Begegnung, zum Lernen, Toben und Entdecken.

Erfahren Sie hier mehr über die Auswertung unserer Wirkindikatoren für das Zukunftsbild Bildung & Kultur für unser Geschäftsjahr 2020.

Kreditvolumen der Branche Bidung und Kultur im Jahr 2020:

457,405 Millionen Euro

(entspricht 11 Prozent vom Gesamt-Kreditvolumen der GLS Bank)

Für die Partizipation der Lernenden an der Gesellschaft

Bildung ist mehr als nur Befähigung zur rationalen Urteilsbildung und Wissensvermittlung. Sie ist Grundlage für unsere individuelle Entfaltung, für die Wahrnehmung und Entwicklung unserer Fähigkeiten und Kompetenzen. Bildung lässt uns Körper, Geist, Seele und auch die Natur entdecken, sie ist sozialer Zusammenhalt. Nimmt man diesen Anspruch ernst, muss Bildung partizipativ gestaltet und auf die Bedürfnisse des*r Einzelnen ausgerichtet werden: körperlich, seelisch und geistig. Mit unseren Talenten und Fähigkeiten erschaffen wir neue Welten aus Musik, Kunst, Theater, Literatur, Tanz – spannende Räume der Kritik, des Widerspruchs und der Innovation. Im freien Geistesleben, in Religion und Glauben finden Menschen Sinn, Halt und Zuversicht. Ohne gute Bildung und ohne freie Kultur herrschen Langeweile und Verdruss, es droht die Dominanz weniger Einflussgruppen.

Wie steht es um Bildung und Kultur in Deutschland? 2001 landete Deutschland bei der ersten PISA Studie auf Platz 22 von 32. Die Studie attestierte dem deutschen Bildungssystem eine große Ungleichheit in den Bildungschancen von Schüler*innen aus wohlhabenden und aus weniger wohlhabenden Elternhäusern. Heute sind die Ergebnisse nur wenig besser. Zusätzlich werden bis 2025 voraussichtlich 26.000 Grundschullehrer*innen fehlen.1 Jährlich fallen schon jetzt 5,2 Prozent des Unterrichts aus.2 Durch Corona wird die Lage noch verschärft. Klar ist: Für gute Bildung muss sich etwas ändern. Während das staatliche Schulsystem sehr schwerfällig ist, können freie Bildungsträger fortschrittlicher sein und andere Formen der Pädagogik ermöglichen.

Wie es gehen kann, zeigen alternative Bildungseinrichtungen und Schulen in freier Trägerschaft wie Waldorf-, Montessori- sowie andere Schulen mit innovativen und reformpädagogischen Konzepten. Sie verfolgen den Ansatz, dass Kinder individuell und angstfrei lernen, dass sie ihre Persönlichkeit und ihre kreativen Fähigkeiten entfalten und Verantwortung übernehmen. Hier werden Menschen unterrichtet und keine Fächer. Was zählt sind Freiräume, die Orientierung und Anregung geben.

Kunst und Kultur sind ebenfalls notwendig für eine funktionierende Demokratie und eine bunte Gesellschaft. Freie, selbstverwaltete und gemeinschaftlich organisierte Kultureinrichtungen bieten Raum für den kreativen Umgang mit kritischen Themen und für Unterhaltung. Hier entsteht Widerspruch und bisher Undenkbares. Freie Theater, Tanzstudios, Kleinkunst oder unabhängige Kinos haben für ihre wichtige Arbeit allerdings allzu oft zu wenig Geld.

Audio-Inhalt: Interview mit Marion Amelung zur Branche Bildung & Kultur

 1 Bertelsmann Stiftung 2019. Steigende Schülerzahlen im Primarbereich: Lehrkräftemangel deutlich stärker als von der KMK erwartet

2 Die Zeit/Statista Studie (2017)

Unser Zukunftsbild Bildung und Kultur

Bildung und Kultur prägen die Erfahrung und die Wahrnehmung der Menschen. In diesem Wissen entwickelt die GLS Gemeinschaft Wege des gesellschaftlichen Wandels.

Pädagogische Vielfalt und eine gute Betreuung ermöglichen, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihre geistigen, seelischen und sozialen Fähigkeiten und Interessen bestmöglich entwickeln können. So werden sie zu Akteur*innen ihres Lebens, die Verantwortung übernehmen und selbst entscheiden können. Jede*r auf der Grundlage der eigenen Fähigkeiten. Wo nötig, werden sie gezielt unterstützt. Dazu tragen auch eine entsprechende Ausstattung und Gestaltung der Umgebung und nachhaltiges Bauen bei. Die beschäftigten Fachkräfte gehen partnerschaftlich und zugewandt mit den Menschen um, mit denen sie arbeiten. Bildungseinrichtungen sollen möglichst vielen zugänglich sein und Vielfalt fördern - kulturell, geistig, sozial. Freie Bildungseinrichtungen sind Treiber der pädagogischen Entwicklung. Sie sind Beispiel für andere und erkunden neue Wege.

Je mehr umso besser, gilt für Einrichtungen des Freien Geisteslebens. Unabhängig und mit gesellschaftlichem Auftrag sind sie unbequem und kritisch. Sie sind politische Akteure und erproben neue Wege der Partizipation. Verschiedene Kulturen und kulturelle Einrichtungen existieren friedlich neben- und miteinander. So schaffen sie eine vielfältige, friedliche und tolerante Gesellschaft.

GLS Bank Wirkung auf Bildung (Schule) und Kultur im Nachhaltigkeitsbericht 2020 | Wirkungstransparenz in den Zukunftsbildern

Für die Branche Bildung & Kultur setzen wir auf das folgende Zukunftsbild:

Pädagogische Vielfalt & Bildungssouveränität

  • Angebot verschiedener pädagogischer Konzepte und Überzeugungen
  • zur bedarfsgerechten Förderung von ganzheitlichen Kompetenzen und individueller Entwicklung.
  • Ausrichtung von Lehrplänen und Bildungszielen an den individuellen Interessen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unter Erreichung der staatlich vorgegebenen Lernziele

Für die Überprüfung unseres Beitrags zu diesem Gestaltungsanspruch haben wir zunächst folgende Wirkindikatoren hinterlegt: Anzahl Schulplätze mit alternativer Bildung, Anzahl Schulplätze mit Inklusionskonzepten, Anzahl Schulplätze mit Fördermaßnahmen, Bildungsformate zu alternativen Wirtschaftsformen, Bildungsformate zu Umwelt & Ernährung.

Bewirkt

98,4 Prozent der finanzierten Schulen und Kindergärten bieten Lerninhalte und Projekte zur Sensibilisierung im Bereich Umwelt & Ernährung an. 76,2 Prozent der finanzierten Schulen bieten Bildungsangebote zu alternativen Wirtschaftsformen an. Beispiele umfassen Inhalte zu solidarischer Landwirtschaft, Post-Wachstumsfragen, Nachhaltigkeitsmanagement oder planetaren Grenzen.

Betreuungsqualität

  • Zielgruppen- und bedarfsgerechte Umsetzung von strukturellen, fachlichen und zwischen-menschlichen Maßnahmen
  • zur Entfaltung, dem Erwerb, der Entwicklung und Befähigung der individuellen Persönlichkeit,
  • der geistigen, sozialen und seelischen Fähigkeiten,
  • des verantwortungsbewussten Handelns sowie wesentlicher Kenntnisse & Kompetenzen.

Wirkindikatoren: Anzahl FTE Pädagog*innen, Betreuungsschlüssel, Weiterbildungsausgaben je FTE, Mitarbeiterfluktuation, individuelle Freiheitsgrade

Bewirkt:

In den finanzierten Kindergärten und Horten liegt der durchschnittliche Betreuungsschlüssel bei 1:6. Das bedeutet, eine pädagogische Fachkraft kümmert sich im Schnitt um sechs Kinder. Um die Betreuung kontinuierlich zu verbessern, ermöglichen die Kindergärten und Horte ihren Erzieher*innen Weiterbildungen im Umfang von durchschnittlich 4,3 Tagen pro Jahr.

Umgebungsqualität

  • Zielgruppen- und bedarfsgerechte Bereitstellung von räumlichen Möglichkeiten und Ausstattungsmerkmalen
  • zur Unterstützung der Entfaltung, dem Erwerb, der Entwicklung und Befähigung der individuellen Persönlichkeit

Wirkindikatoren: Raumnutzfläche in m², Raumnutzfläche für kreative & künstlerische Betätigung in m², Raumnutzfläche Ruheräume in m², Nutzung naturnaher, ökologischer Oberflächenstoffe, Angebot biologisch, regionaler Lebensmittel.

Bewirkt:

89,1 Prozent der finanzierten Schulen und Kindergärten nutzen Maßnahmen, um die Raumgestaltung zu verbessern und die Umgebungsqualität zu steigern – etwa durch naturnahe, ökologische Oberflächenstoffe. 71,4 Prozent der finanzierten Schulen und Kindergärten bieten biologische & regionale Lebensmittel an – 9,5 Prozent zumindest biologische Lebensmittel.

Zugangsmöglichkeiten

  • Gewährleistung von Teilhabeangeboten für benachteiligte Personengruppen
  • sowie eine explizite Orientierung auf kulturelle, soziale, geistige, körperliche, sexuelle, sprachliche & religiöse Vielfalt

Wirkindikatoren: Verhältnis niedrigster zu höchster Beitragssatz, Angebot von Schulplätzen für Menschen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus, Orientierung auf ländlich/städtische Regionen, Orientierung auf kulturelle, soziale, geistige, körperliche, sexuelle, sprachliche & religiöse Vielfalt.

Bewirkt:

25,5 Prozent bieten explizit (Schul-)Plätze für Kinder mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus an.

Nachhaltiges Bauen

  • Wirkung von Baumaßnahmen auf Verkehr, Klima, Natur und Nachbarschaft.
  • Energieeffiziente Gebäude mit positiver Energiebilanz.
  • Möglichst geringer Primärenergieverbrauch.
  • vertretbare Lebenszykluskosten.
  • baubiologische und gesunde Baustoffe.

Wirkindikatoren: Ergebnis nWert Gutachten, Bezug von Ökostrom, Anteil des Finanzierungsvolumens für nachhaltige Baumaßnahmen.

Bewirkt:

78,7 Prozent der finanzierten Einrichtungen in der Branche Bildung & Kultur beziehen bereits Ökostrom. Durchschnittlich 45,6 Prozent des Bau-Finanzierungsvolumens werden für Aufwendungen zur Durchführung von nachhaltigen Baumaßnahmen verwendet – z.B. für grüne Klassenzimmer, Sinnesgärten, Photovoltaikanlagen auf dem Schuldach, Begrünung der Dachflächen oder eine barrierefreie Gestaltung der Räumlichkeiten.

Hinweis

Seit dem 1. Januar 2020 ist die Wirkungstransparenz im Kreditbereich der GLS Bank fest verankert. Im Jahr 2020 konnten wir bereits für über die Hälfte der Neukredite die sozial-ökologische Wirkung systematisch erfassen. Zugeschnitten auf das jeweilige Geschäftsmodell und die Branche, erfassen unsere Berater*innen gemeinsam mit den Firmenkund*innen die entsprechenden Wirkungsdaten. Dabei beruhen einige Wirkungs-Datenpunkte auf Schätzungen bzw. auf der Einschätzung der Firmenkundenberater*innen.