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Aktuelle Entwicklungen

Flächenentwicklung

Von welcher Fläche sprechen wir?

Wenn wir von landwirtschaftlich genutzten Flächen und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Natur sprechen, geht es um rund die Hälfte der Bodenfläche in Deutschland. 50,7 Prozent der Fläche Deutschlands ist Landwirtschaftsfläche (Statistisches Bundesamt 2020).

Aktuell steigt die Siedlungs- und Verkehrsfläche jeden Tag um 56 Hektar (das entspricht rund 76 Fußballfeldern pro Tag). Das Ziel des Klimaschutzplans, nur noch 30 Hektar pro Tag im Jahr 2020 zu versiegeln, wurde also verfehlt. Versiegelte Fläche kann nicht mehr für den Erhalt und den Aufbau der Artenvielfalt genutzt werden. Durch Siedlungs- und Verkehrsflächen wird der Boden verdichtet, wodurch er an Fruchtbarkeit verliert. Außerdem kann versiegelter Boden nicht mehr zum Anbau von Lebensmitteln verwendet werden.

(Quelle: Statistisches Bundesamt (o.J.) online unter https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Flaechennutzung/_inhalt.html. abgerufen am 10.07.2021)

Quelle: Umweltbundesamt (2019) online unter https://www.umweltbundesamt.de/bild/flaechennutzung-in-deutschland. abgerufen am 10.07.2021

Umweltbundesamt (2021). online unter https://www.umweltbundesamt.de/bild/anstieg-der-siedlungs-verkehrsflaeche. abgerufen am 10.07.2021

Aktuelle Entwicklungen

Pestizid- und Düngemitteleinsatz

Der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln stellt in seiner derzeitigen Intensität eine erhebliche Belastung der natürlichen Kreisläufe dar. So verbleiben sie besonders bei übermäßigem Einsatz nicht nur auf dem Feld, sondern bahnen sich ihren Weg durch Böden in unsere Gewässer und Meere. Es lassen sich auch Rückstände feststellen: zum einen in der Luft, die wir täglich einatmen und zum anderen auf den Lebensmitteln, die wir zu uns nehmen.

Pestizide und Düngemittel haben zwar im Zuge der Entwicklung der intensiven Landwirtschaft zu einer Ertrags- und Effizienzsteigerung geführt – jedoch zeigt sich in jüngerer Vergangenheit vor allem die Schattenseite der Medaille: Böden sind ausgelaugt und Gewässer eutrophieren durch einen zu hohen Nährstoffgehalt. Auf diese Weise kommt es zu einer Gefährdung von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen, die eine zentrale Rolle für die Biodiversität, fruchtbare Böden und intakte Wasserkreisläufe spielen. Gleichzeitig stellt der Pestizid- und Düngemitteleinsatz ebenso eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit dar.

Eutrophierung

Eutrophierung bedeutet, dass die Ökologie von Gewässern durch einen starken Nährstoffüberschuss beeinträchtigt wird. Dieser Nährstoffüberschuss führt zu vermehrtem Algenwachstum und einer abnehmenden Biodiversität des Gewässers. Verursacht wird dies durch die in der Landwirtschaft ausgebrachten Stoffe Phosphat und Stickstoff.

Zu viel Nitrat im Grundwasser!

Gülle wird als organischer Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt. Der darin enthaltene Stickstoff regt das Pflanzenwachstum an. Ein Überschuss an Stickstoff führt zu erhöhten Nitratwerten im Grundwasser.1 Um einen ausreichenden Schutz unserer Gewässer und unseres Trinkwassers zu gewährleisten, gilt EU-weit ein Höchstwert für Nitrat von 50 Milligramm pro Liter. Dieser Wert wird regelmäßig an deutschen Messstandorten überschritten, sodass Deutschland im Jahr 2018 von der EU wegen Nichteinhalten der Nitratrichtlinie zu Schadensersatzzahlungen verurteilt wurde.2 Zur zukünftigen Einhaltung der Richtlinie wurde bereits 2017 die Düngeverordnung eingeführt – die Werte gehen bisher jedoch kaum zurück.3

Wie kann flächengebundene Tierhaltung helfen?

Ein alternativer Ansatz, um ein erhöhtes Nährstoffaufkommen zu vermeiden, ist das Prinzip der flächengebundenen Tierhaltung. Ziel ist, dass nur so viele Tiere auf einer Fläche gehalten werden, dass der Boden die entstehenden Nährstoffe aufnehmen kann. Auf diese Weise entsteht eine Kennzahl, welche die Anzahl der Tiere pro Fläche vorgibt. Dadurch werden weniger überschüssige Nährstoffe aus dem Boden ausgeschwemmt, und die umliegenden Gewässer und das Grundwasser können besser geschützt werden.4 Damit sich Nährstoffkreisläufe wieder regional schließen, dürften Futtermittel auch nicht mehr aus weiter Entfernung beschafft werden. Gleichzeitig wäre durch die flächengebundene Tierhaltung Massentierhaltung, die auch zulasten des Tierwohls geht, nicht mehr möglich.

Der dahingehende Trend, dass sich die Zahl der Nutztiere auf immer weniger, aber dafür größere Betriebe konzentriert, führt auch zu einem regionalen Überversorgung an Gülle. Die flächengebundene Tierhaltung würde helfen, den daraus resultierend notwendigen Transport von Gülle zu verringern.

Welche Schäden entstehen durch Pestizide?

Pestizide bzw. Pflanzenschutzmittel werden vorrangig eingesetzt, um die angebauten Nutzpflanzen vor „Schädlingen“ (Tiere und Organismen, welche die Nutzpflanzen als Nahrungsquelle beanspruchen) zu schützen sowie vor Beikräutern, welche ihr Wachstum einschränken könnten.

Wie im Falle der Überdüngung hat ein zu hoher Einsatz von Pestiziden negative Auswirkungen auf die natürlichen Kreisläufe und damit auch auf uns Menschen. Pestizide werden neben der Landwirtschaft auch in privaten Gärten, aber auch in der Verkehrsinfrastruktur genutzt, um beispielsweise Schienen von Bewuchs freizuhalten. So werden weltweit rund 4 Millionen Tonnen Pestizide im Jahr eingesetzt.5 In Deutschland sind es 40.000 Tonnen.6 Diese gigantische Menge macht der Natur zu schaffen und wird vor allem mit dem dramatischen Insektensterben in Verbindung gebracht.

Die Aufnahme dieser Rückstände steht im Verdacht hormonell wirksam und krebserregend zu sein.7

Eine kürzlich erschienene Studie vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) ergibt, dass mit einer Pestizid-Abgabe der Einsatz von Pestiziden halbiert werden könnte. Dies würde den EU-Zielen zur Reduzierung des Pestizideinsatzes bis 2030 um 50 Prozent gerecht werden.8 Mehr dazu erfahren Sie hier.

Aktuelle Entwicklungen

Digitalisierung

Daten sind Macht. Das gilt auch für die Landwirtschaft. Die Digitalisierung dringt schon lange in alle Lebensbereiche ein. Auch die Landwirt*innen sehen sich mit dieser Entwicklung konfrontiert.

Wie äußert sich Digitalisierung in der Landwirtschaft?

Fütterungsautomaten, Sensoren zur Beobachtung von Tieren, Melkroboter mit Datenerfassung, Wetter-Apps, Sensoren zur bedarfsgerechten Ausbringung von Düngemitteln sowie selbstfahrende Erntefahrzeuge (Precision Farming) und Software zur Erleichterung der Büroarbeit - viele Betriebe, vornehmlich Größere, nutzen diese Techniken bereits.

Und das mit gutem Grund. So werden Fahrwege optimiert und Treibstoff eingespart, der Fachkräftemangel wird durch Maschinen behoben oder die aufwändige Büroarbeit erleichtert. Durch Precision Farming können z.B. Nährstoffüberschüsse in Böden minimiert und somit die Biodiversität auf Feldern gefördert werden. Auch die Solidarische Landwirtschaft profitiert von digitalen Möglichkeiten: Über Online-Plattformen finden Interessierte zusammen und kann Direktvermarktung gewährleistet werden.



Quellen:

KAB (2018): Digitalisierung der Landwirtschaft. Tanzmann/Voß. online unter https://www.kritischer-agrarbe.... abgerufen am 15.07.2021

KAB (2019): Agrarkonzerne und Big Data. Michelsen/Urhahn. online unter https://www.kritischer-agrarbe.... abgerufen am 15.07.2021

KAB (2020): Die Macht der Algorithmen. Benning. online unter https://www.kritischer-agrarbe.... abgerufen am 15.07.2021

Wo sind Herausforderungen?

Zwar kann der Düngemitteleinsatz verringert werden, gleichzeitig werden landwirtschaftliche Flächen vereinheitlicht, indem Unregelmäßigkeiten ausgeglichen werden. Das kann ebenso negative Folgen für die Biodiversität haben. Außerdem steigt der Stromverbrauch der Landwirtschaft an, besonders durch das Sammeln von Daten über die Betriebe und Ernten. Diese Konzentration von Datenmengen stellt mit die größte Gefahr dar. Multinationale Konzerne sammeln Daten von landwirtschaftlichen Betrieben und Verbraucher*innen. Durch die zunehmende vertikale Integration der Wertschöpfungsketten und Zusammenschlüssen von Marktteilnehmer*innen gelingt es großen Konzernen, Datenmonopole aufzubauen. Die Chancen der Digitalisierung werden darüber hinaus nur für größere Betriebe realisiert, denn die Investitionen können sich kleine Betriebe kaum leisten. Ein weiteres Hemmnis ist die mangelnde digitale Infrastruktur in den ländlichen Gebieten, sowie die Sorge um Datensicherheit.

Die Digitalisierung kann also einzelne Herausforderungen in der Landwirtschaft lösen, schafft aber ebenso zahlreiche neue Herausforderungen. Aber eins ist klar: Die Digitalisierung in der Landwirtschaft kann keine sozial-ökologische Agrarwende ersetzen.

Aktuelle Entwicklungen

Saatgut

Das Saatgut steht am Anfang jedes pflanzlichen Wachstums und ist die Grundlage unserer Lebensmittel. Doch wem gehört dieses Saatgut? Es werden immer wieder Patente vom Europäischen Patentamt (EPA) auf konventionell gezüchtete Pflanzen vergeben, obwohl das europäische Patentrecht dies untersagt.1

Saatgut – eine Frage der Macht?

Auf dem Saatgut- und Pestizidmarkt herrscht eine starke Konzentration einiger weniger Firmen vor. 1996 hatten die zehn größten Saatgutunternehmen einen Weltmarktanteil unter 30 Prozent.2 2018 hatten die drei größten Saatgutunternehmen (Bayer-Monsanto, ChemChina-Syngenta und Corteva Agriscience) 61,7 Prozent des kommerziellen Saatgutmarktes inne.3 Große Konzerne schließen sich zusammen, bestimmen über Zuchtziele und Züchtungstechniken, entwickeln „passende“ Spritzmittel und bauen dadurch ihre Macht aus.

Landwirt*innen abhängig von Konzernen?

Die Landwirt*innen müssen ihr Saatgut jedes Jahr neu kaufen und häufig erhalten sie von einem Konzern sowohl das Saatgut als auch die Pestizide und Dünger. So entsteht für die Landwirt*innen eine Abhängigkeit von den weltweit agierenden Konzernen. In Ländern des globalen Südens, in denen häufig die Landwirtschaft die einzige Einnahmequelle ist, führt dies dazu, dass Menschen in der Hoffnung eines steigenden Ertrags hohe Kredite aufnehmen, um die Produkte zu kaufen, und nicht mehr wie bisher das Saatgut selbst vermehren oder untereinander handeln. Durch Ernteausfälle und sinkende Verkaufspreise kommt es immer wieder dazu, dass sie die Kredite nicht zurückzahlen können. Dies treibt die Landwirt*innen in den wirtschaftlichen Ruin.

Der Großteil des weltweiten Saatguts für die Landwirtschaft wird konventionell gezüchtet und ist auch auf die Anbaubedingungen in der konventionellen Landwirtschaft ausgelegt. Viele Biobetriebe verwenden Saatgut, das ursprünglich unter konventionellen Bedingungen gezüchtet wurde.4 Um es dann auf Biohöfen verwenden zu dürfen, wird es ein Jahr ökologisch vermehrt.5 Doch die Kinderstuben dieser Pflanzen werden konventionell bewirtschaftet. Insbesondere bei Gemüsesorten handelt es sich zudem überwiegend um nicht nachbaubare Hybridsorten. Das heißt, dass die Landwirt*innen kein Saatgut aus den Pflanzen gewinnen können und das Saatgut jedes Jahr neu erwerben müssen.

Geht es auch anders?

Durch ökologische Züchtung werden lokal angepasste, vermehrbare und wohlschmeckende Sorten entwickelt, die ohne Chemikalien und künstliche Düngemittel auskommen. Gentechnikfreiheit ist erwünscht und Patente sind ausgeschlossen. Eine eigenständige und vielfältige Sortenbasis für den Ökolandbau ist notwendig, um langfristig unabhängig von großen Konzernen zu sein! Viele Menschen, u. a. aus dem Umfeld der GLS Bank, unterstützen daher den Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft (GLS Treuhand), einer der größten Förderer der ökologischen Züchtung in Deutschland.

Für Bio von Anfang an!

1 GLS Treuhand (o.J.). online unter  https://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/saatgut-und-patente-auf-leben.html. abgerufen am 25.07.20212 Deutsche Wirtschaftsnachrichten (2013). online unter https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/07/saatgut-drei-konzerne-bestimmen-den-markt-fuer-lebensmittel/. abgerufen am 25.07.2021

3 etc Group (2018). online unter https://www.etcgroup.org/content/blocking-chain. abgerufen am 25.07.2021

Aktuelle Entwicklungen

Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Landwirtschaft auf?

Keine andere Branche ist so direkt von den Folgen des Klimawandels betroffen

Wetterextreme, wie Starkregenereignisse, aber auch Dürren werden in Zukunft zunehmen. Dies führt regional beispielsweise zu Ernteausfällen. Durch die erhöhten Temperaturen haben die Pflanzen außerdem einen erhöhten Wasserbedarf, welcher aufgrund des geringeren Niederschlags im Sommer nicht gedeckt werden kann. Aber auch (neue) Schädlinge können bei diesen Bedingungen besser überleben und stellen für die Pflanzen unter Trockenstress eine größere Gefahr dar. Schon geringe Veränderungen der Dauer der jeweiligen Jahreszeiten verändern den Lebensrhythmus der Pflanzen.1

Die überlebensentscheidende Herausforderung der landwirtschaftlichen Betriebe liegt in der Anpassung an den Klimawandel. Welche Kulturpflanzen überleben Hitze- und Dürreperioden? Wie kann die Bewirtschaftung an sich verändernde Jahreszeiten angepasst werden? Wie kann die Landwirtschaft auf invasive gebietsfremde Arten reagieren? Welche Nutzpflanzen sind widerstandsfähig gegen Trockenheit und Extremwetterereignisse? Wie kann die Landwirtschaft insbesondere in trockenen Sommern mit einem sinkenden Grundwasserspiegel arbeiten? All das sind nicht nur Fragen, um das Überleben von Betrieben zu sichern, sondern um unser Landwirtschaftsbild zu wahren. All das sind Fragen, die sich die Landwirtschaft stellt und verschiedene Möglichkeiten ausprobiert. Kaum ein Thema sorgt für mehr Unsicherheit in der Zukunft der Landwirtschaft, wie die Klimaanpassung.