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Politik

Regulierung auf EU-Ebene

Farm to Fork Strategie der EU – Vom Hof auf den Teller

Die Bedeutung der Landwirtschaft für den Klimawandel, die Biodiversität und die Bodenfruchtbarkeit erkennt auch immer stärker die Politik. Klar ist, dass sich das landwirtschaftliche System wandeln muss, um zukunftsfähig zu werden.

Mitte 2020 ist mit der „Vom Hof auf den Teller“-Strategie der EU ein Aktionsplan veröffentlicht worden, der darstellt, wie die Landwirtschaft umwelt- und sozialverträglicher werden kann. Als Teil des New Green Deals sollen mit der Strategie die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln, die Bekämpfung des Klimawandels, der Umweltschutz, gerechte Einkommen und die Ausweitung des ökologischen Landbaus gefördert werden. Die Strategie sieht eine Kombination aus einem niedrigeren Einsatz von Pestizid-, Dünge- und Antibiotikamitteln und einer gleichzeitigen Stärkung des ökologischen Landbaus zu. Das Ziel: bis 2030 soll ein Viertel der europäischen Agrarfläche biologisch bewirtschaftet sein.

Was fehlt ist ein Aktionsplan, wie negative Effekte der Bewirtschaftung und speziell die Reduktion von Pestiziden und Düngemitteln erreicht werden kann. Schon heute leiden Landwirt*innen unter der Bürokratie und dem Leistungs- und Kostendruck. Im Durchschnitt muss in Deutschland jede Stunde ein Hof seine Pforten schließen, weil er dem wirtschaftlichen Druck nicht standhalten kann oder die Nachfolge ungeklärt ist. Landwirt*innen sollten vielmehr wieder mit Freude ihren Beruf ausüben können und gleichzeitig ihre Arbeitsgrundlage und auch unser aller Lebensgrundlage erhalten können. Die Beseitigung von Umweltproblemen darf nicht mit einer enormen zusätzlichen Belastung des Wirtschaftszweigs einhergehen, der unsere tägliche Nahrung bereitstellt und die Grundlage jeder wirtschaftlichen Aktivität ist. Wir brauchen effektive Lösungen, um die negativen Folgekosten in der Landwirtschaft sichtbar zu machen und in den Preis mit einzubeziehen. Nur so werden Anreize für die Konsumenten geschaffen nachhaltige Produkte zu kaufen: Durch die Internalisierung externer Kosten wird umweltverträgliches Handeln gefördert. Eine konkrete Möglichkeit ist eine Abgabe auf Spritz- und Düngemittel. Eine eingeführte Abgabe in Dänemark führte zu einer Reduktion von Spritzmitteln von fast 50 Prozent. Lesen Sie mehr dazu hier.


Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union

Die europäische Landwirtschaft wird durch die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU geprägt. Rund 40 Prozent des EU-Budgets fließt in die europäische Landwirtschaft, jährlich etwa 58 Mrd. Euro. Laut dem NABU zahlt jede*r Bürger*in umgerechnet jährlich 144 Euro an Agrarsubventionen in Form von Steuern. Doch gemeinwohlorientiert ist die GAP keinesfalls: Landwirt*innen sind von den Subventionen abhängig und werden durch ihre Fördergrundsätze zu Massenproduktion ohne Rücksicht auf die Umwelt angehalten.

Ihre Ursprünge findet die GAP in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg: Damals lag die Priorität darauf unabhängig von Lebensmittelimporten aus den USA zu werden und den landwirtschaftlichen Sektor schnell zu stärken, um den Hunger zu beenden. Damit lag die Priorität klar auf der schnellen Produktion von möglichst vielen Lebensmitteln. Seitdem hat sich viel in der Landwirtschaft getan und der Hunger ist in Europa größtenteils bekämpft – die GAP hat sich seitdem jedoch kaum verändert. Noch immer wird ein Großteil der jährlichen Förderung nach der Hofgröße an die Landwirt*innen in Direktzahlungen ausgezahlt. Die Folge: 80 Prozent der gesamten Gelder landen bei 20 Prozent der Betriebe (NABU). Je größer ein Hof ist, desto mehr Subventionen erhält er. Kleinere Höfe können Kostenvorteile großer Höfe nicht ausgleichen und können so dem Wettbewerb nicht standhalten. Gleichzeitig verpasst die GAP in jeder Reform ökologische und soziale Leistungen als Kriterium der Subventionen vorauszusetzen – damit positives Wirtschaften belohnt wird.

Alle sieben Jahre wird die GAP reformiert – zuletzt wurde Ende 2020 über eine Reform ab 2021 abgestimmt. Viele Menschen haben auf eine tiefgreifende Reform gehofft, die endlich sozial-ökologische Landwirtschaft fördert, statt industrielle Massenproduktion. Die Agenda der Farm-to-Fork und der Biodiversitätsstrategie der EU sind darauf angewiesen, dass die GAP den Ökolandbau stärkt. Auch die Öffentlichkeit – insbesondere Fridays-for-Future und Wissenschaftler*innen – hatten große Hoffnungen auf eine Agrarwende. Diese Möglichkeit haben die Agrarminister*innen jedoch erneut verpasst.

„Weiterhin soll mit öffentlichen Mitteln eine Landwirtschaft finanziert werden, die in erster Linie auf Massenproduktion ausgelegt ist. Das ist eine Bankrotterklärung im Hinblick auf den Green Deal“, resümiert Oliver Willing, Geschäftsführer der GLS Zukunftsstiftung Landwirtschaft.

„Eine Politik, die weiterhin die intensive Landwirtschaft fördert, ist eine Bedrohung für uns alle. Der Vorschlag zur Gemeinsamen Agrarpolitik gefährdet die Erreichung der Klima- und Biodiversitätsziele und den Green Deal. Die EU-Kommission darf nicht einem Gesetz Vorschub leisten, das bei diesen Überlebensfragen der Menschheit ihre eigenen Vorgaben und Ziele untergräbt“, so GLS Bank Vorstandssprecher Thomas Jorberg.

Politik

Relevanz der Landwirtschaft zur Erreichung der SDGs

2015 wurden im Rahmen der Agenda 2030 die 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) durch die Vereinten Nationen verabschiedet. Für die Erreichung dieser Ziele spielt auch die Landwirtschaft eine entscheidende Rolle.

Unsere Haltung zu den SDGs

Für die GLS Bank steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt jeder Tätigkeit. Nachhaltigkeit bedeutet für uns, so zu leben, dass wir unserer Verantwortung gegenüber heutiger und zukünftiger Generationen gerecht werden. Deswegen handeln wir stets zukunftsweisend und schützen die Lebensgrundlage des Menschen — eine intakte, regenerative Natur. In diesem Sinn begrüßen wir die SDGs und die Agenda 2030 als erstes internationales Rahmenwerk für eine gemeinsame Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit. Wir nehmen ambitioniert unsere Rolle als geforderte Akteurin wahr, richten uns jedoch nicht kritiklos an den SDGs aus. Mehr zu unserer Haltung gegenüber den SDGs erfahren Sie hier.

Die Landwirtschaft trägt eine Schlüsselfunktion zur Bereitstellung von Lebensmitteln. Damit ist sie mit fast allen SDGs indirekt oder direkt verbunden. Wichtig ist jedoch, dass die Ziele nicht mit der chemisch-synthetischen Landwirtschaft erreicht werden können. Im Folgenden finden Sie drei Beispiele, wie die ökologische Landwirtschaft auf die SDGs einzahlt: 

SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen

„Du bist was Du isst“

Die Bedeutung von Gesundheit ist uns allen im Jahr 2020 besonders klar geworden. Die Landwirtschaft spielt hierbei eine entscheidende Rolle: Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Pestizide unsere Gesundheit gefährden. Da die ökologische Landwirtschaft auf diese Pestizide verzichtet, wirkt sie positiv auf das SDG 3 „Gesundheit und Wohlergehen“.

SDG 14 und 15: Leben unter Wasser und an Land

Die Verwendung von Pestiziden und Herbiziden, wie sie die konventionelle Landwirtschaft häufig nutzt, zerstört Lebensräume und Lebewesen – an Land wie im Wasser. Dadurch, dass die ökologische Landwirtschaft auf diese Maßnahmen verzichtet, trägt sie dazu bei, die Ziele „Leben an Land“ und das Ziel „Leben unter Wasser“ zu erreichen.

Politik

Pariser Klimaabkommen

Damit das Leben für uns Menschen auf der Erde erträglich bleibt, müssen wir die globale Erwärmung stoppen. 2015 haben sich 197 Staaten mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf 1,5°C bzw. 2°C zu beschränken. Dafür müssen die CO2-Emissionen weltweit bis 2050 auf Netto-Null gesenkt werden. Zahlreiche Studien untersuchen, wie dieser Wandel zu einer CO2-neutralen Wirtschaft aussehen kann und zeigen auf, welche Verantwortung einzelne Sektoren tragen. Der Sektor Landwirtschaft nimmt hier eine entscheidende und besondere Rolle ein: Er ist der einzige Sektor, in dem keine Null-Emissionen möglich sind. 

Durch die Bearbeitung von Boden und die Tierhaltung wird es immer zu einem gewissen Ausstoß von Treibhausgasen kommen. Denn die natürlichen Verdauungsprozesse von Tieren können schließlich nicht verändert werden. Allerdings kann eine starke Reduktion der Tierhaltung zu signifikanten Reduktionen von Treibhausgasen beitragen und Fläche, die zuvor für den Futtermittelanbau verwendet wurde, zur klimafreundlichen Nahrungsmittelerzeugung genutzt werden.