Es ist Zeit für Aufklärung!
Wir müssen trotz berechtigter Kritik an der konventionellen Landwirtschaft genauer hinsehen und undifferenzierte Schuldzuweisungen für Umweltschäden ausräumen.
Was sind die Gründe für die mit der Landwirtschaft verbundenen Umweltprobleme? Wieso gibt es noch Betriebe, bei denen Tierwohl keine Rolle zu spielen scheint?
Die Antworten sind sicherlich vielschichtig und wie immer liegt der Teufel im Detail – und doch ist ein sehr bedeutender Aspekt offensichtlich: Ein Problem ist, dass die Preise für unsere Lebensmittel nicht die wahren Kosten widerspiegeln, die mit ihrer Produktion und Verarbeitung verbunden sind. Trinkwasserverschmutzung, Bodenerosion und Pestizidverunreinigungen verursachen nur einige Folgekosten, die nicht im Preis enthalten sind. Am Ende zahlt jede*r die erhöhte Wasserabrechnung, weil die Wasserbetriebe das Trinkwasser aufwändiger reinigen müssen.
Dies alles ist auch möglich, weil die entsprechende Gesetzgebung fehlt, die verhindern könnte, dass es überhaupt so weit kommt. Stattdessen dominiert in Europa eine Agrarpolitik, die seit Jahrzehnten auf Masse und kurzfristige Erträge setzt. Wenn wir unsere Landwirtschaft nicht umdenken, werden künftige Generationen nur noch mit Schwierigkeiten Lebensmittel anbauen können und – wenn überhaupt - Ernten in weit geringerem Umfang einfahren. Die Versorgung der Menschheit mit Nahrungsmitteln wird nicht mehr sichergestellt sein. Grund dafür ist der Klimawandel mit zunehmenden Extremwetterereignissen und die Verschiebung der Klimazonen, das Ansteigen des Meeresspiegels (Flächenverlust und Versalzung von Süßwasser) und die Erosion der Böden, der Humusverlust und die Abnahme der Biodiversität.
Was wir brauchen sind politische Rahmenbedingungen, die diese Folgekosten einpreisen.
Nur so kann das verzerrte Preisverhältnis zwischen „bio“ und
„konventionell“ wieder zurechtgerückt werden. Nur wenn Preise
die wahren ökologischen und sozialen Kosten widerspiegeln, können
Konsument*innen verantwortungsvolle Entscheidungen an der Ladentheke
treffen: Weil der Preis dann endlich ein Signal in die richtige
Richtung sendet.
Der Wandel
geht nur zusammen
Die Situation ist verfahren: Es wird nach Umweltschutz, Tierwohl und
Qualität verlangt. Auf der anderen Seite sollen Lebensmittel
möglichst billig sein. Auch wenn bei deren Produktion durch den
stetigen Preisdruck kaum Zeit, Raum und Geld für Tierwohl und
Umweltschutz bleibt.
Wenn wir einerseits einen ökologischen Wandel
der Landwirtschaft fordern, müssen wir auch bereit sein, einen
angemessenen Preis zu zahlen. Die Preisspirale darf sich nicht immer
weiter nach unten drehen, Landwirt*innen brauchen faire Preise. Bio
muss günstiger, konventionelle Produkte müssen teurer werden –
das Preisverhältnis muss sich also umdrehen, wenn wir unser
Klimaziel umsetzen wollen.
Die Politik kann die Rahmenbedingungen
dafür setzen, mit einer Agrarpolitik, die Öko subventioniert und
konventionell besteuert und nicht umgekehrt. Gleichzeitig brauchen
wir ein bedingungsloses Grundeinkommen, damit alle Menschen in
Deutschland sich gute und faire Lebensmittel auch leisten können.